Reform auf Sand gebaut

Reform der
rechtlichen Betreuung -
auf Sand gebaut?!

Uns gibt es nicht zum Schnäppchenpreis!

Die rechtliche Betreuung steht kurz vor dem Kollaps - mit schwerwiegenden Folgen für unsere Gesellschaft! Seit Jahren ist die Betreuungslandschaft chronisch unterfinanziert. Viele Betreuer*innen und Betreuungsvereine kämpfen ums finanzielle Überleben oder haben bereits aufgegeben. So kann es nicht weitergehen! 

Es braucht ein Vergütungssystem, das Qualität in der Betreuung aufbaut, nicht zerstört. Unter den aktuellen Umständen können wir zentrale Ziele der Betreuungsreform nicht erreichen: die Stärkung der Selbstbestimmung von Betroffenen ist in Gefahr. Die Reform ist auf Sand gebaut!

Rechtliche Betreuung...

…geht uns alle an – auch Sie!

Rund 1,3 Millionen Menschen in Deutschland nutzen derzeit eine rechtliche Betreuung, Tendenz steigend. Sie sind z. B. im fortgeschrittenen Stadium dement, psychisch krank oder liegen nach einem Unfall im Koma und sind deshalb in der Ausübung ihrer Rechts- und Handlungsfähigkeit teilweise oder ganz eingeschränkt. Das kann uns alle treffen, von heute auf morgen.

…sichert Menschenrecht!

In solch verletzlichen Situationen bieten rechtliche Betreuer*innen Unterstützung und Schutz. Rund 16.000 Berufsbetreuer*innen, Betreuungsvereine sowie eine Vielzahl ehrenamtlicher Betreuer*innen stehen den Betroffenen zur Seite. Die Einführung der rechtlichen Betreuung 1992 war ein Meilenstein auf dem Weg zu einem modernen Behindertenrecht in Deutschland. 

…unterstützt und sichert Ansprüche!

Ein*e rechtliche*r Betreuer*in unterstützt dabei, ein Leben nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu führen – selbstbestimmt und geschützt. Und das in allen Lebensbereichen, je nach Bedarf. Eine Betreuung ist keine Entmündigung! Rechtliche Betreuung sichert die Ansprüche der Betroffenen, z.B. gegenüber der Krankenkasse, Rentenversicherung, dem Arbeitsamt, Jobcenter oder der Sozialbehörde.

Deshalb ist rechtliche Betreuung unersetzlich

Maxi Pfeiffer-Barth, Betreuerin seit 2017

„Meine Unterstützung bedeutet für meine Klient*innen, im Meer der Möglichkeiten im Leben einen kompeteten Lotsen an der Seite zu haben. Für eine menschenwürdige, demokratische Gesellschaft ist rechtliche Betreuung als Schnittstelle und Dolmetscher zwischen System und Mensch unersetzlich."

Manuel Rudolph, Betreuer seit 2017

„Wir stellen sicher, dass die Würde und die Rechte unserer Klient*innen geachtet werden und schützen sie vor Machtmissbrauch. Viele betroffene Menschen hätten ohne Betreuung keine Einnahmen, keinen Wohnraum und würden notwendige ärztliche Behandlungen nicht erhalten."

Lothar Fink, Betreuer seit 2018

„Ohne uns würden viele Menschen nicht die Unterstützung erhalten, die sie für ein selbstbestimmtes Leben benötigen. Mit meiner Arbeit unterstütze ich meine Klient*innen dabei, ihre Angelegenheiten möglichst eigenständig zu regeln, und da, wo sie es noch nicht können, dazu befähigt zu werden."

Tino Hjelm-Madsen, Betreuer seit 2019

„Als Betreuer setze ich die Sozialleistungsansprüche meiner Klient*innen durch, was in der Regel zu einer deutlichen Verbesserung ihrer Lebenssituation führt. Ohne uns würden viele Betroffene nicht zu ihrem Recht kommen."

Christian Schwanck, Betreuer seit 1995

„Rechliche Betreuer*innen sind systemrelevant! Wir stellen die Teilhabe von fast anderthalb Millionen Menschen an unserer Gesellschaft sicher – als Vertrauenspersonen für unsere Klient*innen, respektvoller Begleiter*innen und verlässliche Partner*innen in Problemsituationen."

Regina Geller, Betreuerin seit 2003

„Betreuung stellt den einzelnen Menschen in den Mittelpunkt. Gemeinsam wägen meine Klient*innen und ich Chancen und Risiken ab und finden gute Wege in eine gelingende Zukunft. Rechtliche Betreuung stellt Betroffenen eine sachkundige, gewissenhafte und empathische Person an die Seite, die sie sieht und dabei unterstützt, ihre Rechte wahrzunehmen, oder diese – notfalls – vertetend für sie durchsetzt."

Jochen Grimm, Betreuer seit 2003

„Rechtliche Betreuung sichert den sozialen Frieden und Wohlstand. Es kann jeden treffen, auf Unterstützung angewiesen zu sein. Dank unserer Arbeit kann das Leben für die Betroffenen selbstbestimmt weitergehen - auch mit Handicap."

Nadine Sy, Betreuerin seit 2007

„Betreuung sichert Menschenrechte. Jeder kann in eine Notsituation geraten und plötzlich auf Unterstützung angewiesen sein. Betreuung trägt dazu bei, dass das Leben wieder lebenswert wird. Wir unterstützen dabei, das eigene Leben in einer sich ständig ändernden Welt selbstbestimmter zu gestalten."

Pia Konrad, Betreuerin seit 2008

„Als rechtliche Betreuer*innen leisten wir einen wertvollen und wichtigen Beitrag für unsere Gesellschaft: Wir sichern Menschen, die sich um ihre Rechtsangelegenheiten nicht selbst kümmern können, eine gleiche Teilhabe am Rechtsverkehr, unterstützen bei der Integration in die Gesellschaft und organisieren und strukturieren dringend benötigte soziale und ambulante Hilfeangebote. Ohne uns wären viele Menschen ihrer Rechte beraubt und würden schlimmstenfalls Gefahr laufen, vor dem finanziellen und sozialen Ruin zu stehen.“

 

Anja Pfeifer, Betreuerin seit 2009

„Rechtliche Betreuung ermöglicht es Menschen, jemanden an ihrer Seite zu haben, der oder die ausschließlich in ihrem Sinne und nach ihren Wünschen mit entsprechender Sachkenntnis ihre rechtlichen Angelegenheiten regelt. Meine Unterstützung bedeutet für meine Klient*innen, dass sie sich mit ihrem Alltag beschäftigen können und Zeit zum Leben haben. Ich halte ihnen den Rücken frei und schlage mich mit dem Bürokratiekram herum. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, haben sie mich und können sich sicher fühlen."

Denis Holl, Betreuer seit 2010

„Meine Klient*innen bleiben durch und mit meiner Unterstützung Handelnde und Gestaltende ihres eigenen Lebens. Es gibt keinerlei andere Rechtsinstitute, die die Teilhabe der Betroffenen am Rechtsverkehr gemäß der UN-Behindertenrechtskovention so umfassend sicherstellen können."

Hülya Özkan, Betreuerin seit 2013

„Mit meiner Arbeit sichere ich die Rechte von Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, für sich selbst einzutreten. Für die Betroffenen bedeutet meine Unterstützung Aufatmen, Erleichterung, Stabilität und die Möglichkeit, eigene Wünsche zu verwirklichen."

Mandy Catic, Betreuerin seit 2013

„Rechtliche Betreuung sichert betroffenen Menschen den Zugang zu Leistungen des Sozialstaates, ermöglicht Selbstbestimmung in der Lebensführung und die Verwirklichung der eigenen Wünsche und Vorstellungen.“

Das Problem

Das System der rechtlichen Betreuung ist seit Jahren unterfinanziert. Von den 2019 mit der Vergütungserhöhung angekündigten 17 Prozent mehr sind im Mittel nur 12,3 Prozent bei den Betreuer*innen angekommen. Das belegt unsere Mitgliederbefragung.

Die stark gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten verschärfen die ohnehin angespannte finanzielle Situation von Betreuer*innen dramatisch. 

Zusätzlich zur ohnehin dramatischen finanziellen Situation rechnen Berufsbetreuer*innen mit erheblichem reformbedingten Mehraufwand, für den kein finanzieller Ausgleich vorgesehen ist.
Die Ziele der 2023 in Kraft getretenen Betreuungsreform – die Stärkung der Selbstbestimmung der Klient*innen, ein Mehr an Qualität – drohen kaputtgespart zu werden. Das kann nicht im Sinne unserer Gesellschaft sein!

Immer mehr erfahrene Berufsbetreuer*innen geben ihre Tätigkeit altersbedingt oder wegen der Rahmenbedingungen auf. Qualifizierten Nachwuchs zu finden ist schwer, denn Inhaber*innen von – für Betreuung geeigneten – sozialen Berufen suchen sich andere, besser bezahlte Tätigkeitsfelder. Wenn die Politik nicht bald gegensteuert, droht dem gesamten Betreuungssystem der Kollaps.

Unsere Forderungen

Inflationsausgleich in 2023

Wir fordern die Entscheider*innen in Bund und Ländern auf, das wirtschaftliche Überleben der Betreuungslandschaft angesichts der aktuellen Kostensteigerungen durch einen Inflationsausgleich von 19,3 Prozent zu sichern! Sofort!

 

Vergütungserhöhung bis 2025

Wir fordern eine Vergütungsanpassung, die

  • der Leistung und der hohen Verantwortung von Berufsbetreuer*innen entspricht
  • den reformbedingten Mehraufwand finanziert

Änderung des Vergütungssystems

Für die dauerhafte Absicherung der rechtlichen Betreuung fordern wir, dass

  • eine Dynamisierung der Vergütung gesetzlich verankert wird
  • das dreigeteilte Vergütungssystem abgeschafft wird
  • Dolmetscher*innen finanziert werden

Zahlen zur Kampagne

Unsere Aktionen - Machen Sie mit!

Mit vielfältigen Aktionen in ganz Deutschland wollen wir auf das Problem aufmerksam machen und Druck auf die Politik aufbauen, endlich zu handeln! Werden auch Sie aktiv, teilen Sie die Informationen mit Kolleg*innen und motivieren Sie möglichst viele zum Mitmachen. Jede Aktion zählt!

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Das sagt die Politik

Wir sind im ständigen Austausch mit wichtigen politischen Entscheidungsträger*innen in den Ministerien, in Bund und Ländern, um unseren Forderungen Nachdruck zu verleihen.

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